Inhabit the impossible

Performativ-philosophischer Workshop im Wuk Wien

10.01.23, 17:00 – 20:00

wenn das mögliche einer wissenschaftlich beschreibbaren wirklichkeit entspricht, dann eröffnet die grenzüberschreitende erfahrung den zugang zum unmöglichen. der workshop „inhabit the impossible“ will nach einem entsprechenden zugang suchen: philosophisch, poetisch, körperlich. perspektivenwechsel. in der kreativen auseinandersetzung mit texten von Aurobindo, Bachmann und Fichte werden die grenzen etablierter formen philosophischer reflexion erweitert. Michael Boch, Elke Pichler und Mira Magdalena Sickinger sind philosophie-doktoranden der vienna doctoral school an der universität Wien, mit erfahrung in künstlerischer forschung. das workshop-format enthält performative, sowie interaktive elemente, wobei die aktive mitwirkung der teilnehmenden wesentlich ist. und nun, ein experiment!

ergänzend zum workshop der vienna doctoral school laden die künstlerischen forscherinnen Elisabeth Wilding und Janhavi Dhamankar zu einer räumlichen erkundung ein – 

zur verkörperung von rändern und zur neuvorstellung von begegnungen mit licht, farbe, bewegung, sprache, gemeinschaft.
es ist ein spiel von gesten, das die lichtskulptur aktiviert, welche wiederum die grenzen des möglichen darstellt. wir verhandeln und verflüssigen die darunter liegenden schichten in der hoffnung, diese liminalität, das unmögliche, zu öffnen.

Körper und Oskar

Ein spontanes Kürzestprojekt im Rahmen meines Philosophiestudiums – Oskar nimmt Platz.

My Dear!

The smell of perfume on your letter reminded me of the shadow of your smile – not of the tears in your eyes. Are you gone – forever?

I closed my eyes and still I could not see. Whose smile was it? The one of a ghost?

And then I closed my eyes even more and imagined to touch your face. I felt laughter – not tears. Who was laughing?

Is it true that not by wrath does one kill but by laughter, as Nietzsche says?

As I closed my eyes I fell – because I stumbled on what might be true. It’s the spirit of gravity – through him all things fall.

tock … tack … tock

What is your true you? What is your real self?

Should I resuscitate the truth about you? Or could it die – because of your own smile …?

Where are you now? Who are you now…and now…and now? Is yesterday’s you forever gone?

Adieu. Adieu. Remember me.

Oskar

Konzept des Gesamtprojektes:

Elisabeth Wildling (University of applied Arts Vienna), Eva-Maria Aigner, Jonas Oßwald (University of Vienna, Department of Philosophy)

Organisation im Rahmen des Privatissimums Universität Wien:
Arno Böhler

Konzept 1Körper und Oskar: Elke Pichler
Videoschnitt: Elke Pichler
Video: Claudia Böhm

[A]ura

[A]ura im Ars Electronica Center Linz.

WYSIWYG – What You See Is What You Get

Eine Performance-Galerie mit Open-Source-Choreografie

Eines Tages wird das Internet so heilig sein wie eine riesige alte Kathedrale. Und alle geben ihre Daten ab, um den digitalen Gottheiten zu huldigen.

In der interaktiven Performance [A]ura werden die ZuschauerInnen als UserInnen zu SchöpferInnen. Die zukünftigen TheaterbesucherInnen finden in den Wochen vor der Premiere auf http://feinsinn.org ein einzigartiges Feature, mit dem sie die Choreografien und andere Inhalte von [A]ura im Browser mitgestalten und neu kombinieren – und damit analog zum etablierten Musik-Remix einen Choreografie-Remix erschaffen. Alle können zu ChoreografInnen werden, zu innovativen RemixerInnen. Live wird das Theater dann zu einer interaktiven Performance-Galerie.

Walter Benjamins Aura – Begriff

Walter Benjamin (1892-1940) beschreibt die Aura als eine einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie auch sein mag. In der Moderne verkümmert die Aura des Kunstwerkes aufgrund technischer Reproduzierbarkeit und eines Verlustes der Unnahbarkeit. Gleichzeitig entsteht aber durch neue Technologien eine völlig anders geartete „Aura des Staunens“.

Bessere Qualität bei geringerem Speicherbedarf, schnellere Internetverbindungen zu günstigeren Tarifen, all das macht den Up- und Download von Bildern, Musik und Filmen kinderleicht. Das Original kann ohne großen Zeitaufwand millionenfach kopiert werden. Selbst bei einer vollendeten Reproduktion verliert dabei das Kunstwerk, so Benjamin, sein einmaliges Dasein im Hier und Jetzt, es ist kein Original mehr. Eine Kopie durch Medien bringt zwar das Kunstwerk einer großen Anzahl von Menschen näher, jedoch verliert es dabei seine Aura. Gleichzeitig steigt dadurch aber auch wieder der Wert einer Live-Performance.

Aura, Originalität, und Interaktivität heute

Heute tauschen Menschen auf Webseiten Informationen aus oder arbeiten online gemeinsam an künstlerischen Projekten – vor allem im Video- und Musikbereich eine gängige Methode der zeitgenössischen Kunstproduktion. FeinSinn erforscht in [A]ura, ob sich diese Methoden der Kunstproduktion auch auf eine Tanz- und Musikperformance übertragen lassen.

Die Sinne werden in [A]ura von der Technik stimuliert, und im nächsten Moment mit dem Erlebnis der Reduktion konfrontiert. Denn was passiert mit computerbasierter Kunst, wenn sich das digitale Medium der Benutzerin und dem Benutzer verweigert oder wenn – ganz einfach – der Stecker aus der Steckdose gezogen wird?

Kann ich all das sehen, wovon hier die Rede ist? What you see is what you get…

Besetzung:

Konzept/Produktion: Kulturverein FeinSinn

Choreografie/Tanz: Elke Pichler

Musik/Video/technische Umsetzung: Alexander Nantschev

Bühne/Kostüm: Monika Biegler

Lichtdesign/Screendesign/technische Umsetzung: Georg Stadlmann

Programmierung: Stefan Lechner

Interactive Technical Support: Graham Thorne

Rechtliche Beratung: Clemens Lahner

Aufführungen:

KosmosTheater Wien, Ars Electronica Center Linz

Gefördert von der Stadt Wien und dem Ars Electronica Center Linz

to_rsO

Choreografische Umsetzung der Kompositionen Friedrich Nietzsches

Friedrich Nietzsche war nicht nur ein radikaler Philosoph, er war auch leidenschaftlicher Musiker und Komponist. Letzteres ist eine eher verborgene Seite des großen Denkers. Nietzsches romantisch anmutende Musikstücke stehen in einem starken Spannungsfeld zu seinen philosophischen Texten. Die Künstlergruppe FeinSinn lotet diese Extreme in der Tanz- und Musikperformance „to_rsO“ aus, Elke Pichler setzt die Kompositionen erstmals choreografisch um. Viele dieser Musikstücke sind Fragmente. Daher beschäftigt Elke Pichler in der Choreografie auch die Suche nach dem Bruchstückhaften. Was bleibt von der Musik im Raum, wenn die letzte Note des unvollendeten Fragments gespielt wird? Das Stück entfaltet sich so als Seiltanz zwischen ekstatischer Lebensbejahung und fragiler Zerbrechlichkeit. Die Philosophie Nietzsches beeinflusste zahlreiche berühmte Tänzer und Tänzerinnen wie Martha Graham, Mary Wigman, Ted Shawn oder Isadora Duncan maßgeblich. „Kann Nietzsche nicht nur mit seinen Worten den Tanz beeinflussen, sondern auch mit seiner Musik?“ fragt Sasha Nantschev, der musikalische Leiter des Projektes. Denn auch für den reifen Nietzsche drückten seine hauptsächlich in der Jugendzeit komponierten Werke das Grundwesen der eigenen Natur aus. Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau bezeichnet Friedrich Nietzsches musikalische Begabung als außerordentlich. „Sein Drang, in die Abgründe der Psyche zu leuchten, entspricht dem Willen eines Musikers, Seelenvorgänge ans Licht zu bringen, die einzig durch die Musik darstellbar erscheinen.“ Nietzsche selbst schreibt darüber in einem Entwurf eines Briefes. „Vielleicht hat es nie einen Philosophen gegeben, der in dem Grade am Grunde so sehr Musiker war, wie ich es bin. Deshalb könnte ich natürlich immer noch ein gründlich verunglückter Musiker sein.“

Besetzung:

Idee und Konzept: Sasha Nantschev, Elke Pichler

Choreografie: Elke Pichler

Dramaturgie: Hannah Egenolf

Bühnenbild/ Lichtdesign/Kostüm: Stefanie Wilhelm

Tanz: Elke Pichler, Julia Mach, Filip Szatarski

Musik: Sasha Nantschev (Violine, E-Gitarre), Christo Popov (Klavier), Robert Siegel (Bass), Michael Flatz (Schlagzeug)

Kompositionen von Friedrich Nietzsche und Sasha Nantschev

Die Produktion “to_rsO” ist gefördert von der Stadt Wien(MA7) und dem Land Oberösterreich

Spielorte: Expedithalle der ehemaligen Ankerbrotfabik, Tabakfabrik Linz, Peking, Hangzhou

Gefühl Gesicht Gestalt

Auf den Spuren von Susanne Schmida

Durch Zufall stieß die Künstlergruppe FeinSinn auf den Nachlass von Dr. Susanne Schmida (1894–1981). Er enthielt u.a. Fotografien, Manuskripte, Skizzen, Tonbandaufnahmen und Klaviernoten, die den Ausgangspunkt von „Gefühl Gesicht Gestalt“ bilden.

Susanne Schmida zählt zu den wenigen Frauen in der österreichischen Tanz- und Gymnastikszene der zwanziger- und dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, die dem Nationalsozialismus den Rücken zukehrten, und das nicht nur, weil sie mit einem Mann jüdischer Abstammung verheiratet war.

Susanne Schmida promovierte 1919 als eine der ersten Frauen Österreichs in Philosophie. 
Sie studierte Gymnastik und Tanz bei der Loheländerin Hilde Hager. Ihr Leben widmete sie mit Hingabe dem Aufbau und der Führung der eigenen Tanz- und Yogaschule, wo sie auch philosophische Inhalte lehrte. So führte sie viele Schüler durch eine mehrjährige Tanz- und Gymnastik- Ausbildung, an deren Ende die Einweihung stand.

Getanzt von Sieglinde Gerold, Wolfgang Kühn (zwei ehemalige Schüler Susanne Schmidas) und Elke Pichler zeigt die Performance „Gefühl Gesicht Gestalt“ Rekonstruktionen der „Raumlinien Gymnastik“, einem Werk Susanne Schmidas, das ihren Tanzunterricht theoretisch untermauert. Auch nimmt das Stück Bezug auf die tänzerisch-gymnastischen Wurzeln der Schule Schmida, 
die Loheland Schule.

Eine Ausstellung mit Dokumenten, Notenmaterial und Fotos aus dem Nachlass sowie geschichtlichen Hintergrundinformationen im Foyer ergänzen die Performance.

Die Musik stammt von Christoph Willibald Gluck, Frederic Chopin, Erik Satie, Dimitri Schostakowitsch, Hans Dokoupil und Alexander Nantschev. Sie wird live gespielt von Michael Flatz, Wolfgang Kühn, Alexander Nantschev, Oswald Ruttner (ein ehemaliger Pianist Susanne Schmidas) und Robert Siegel. Weiters fließen erhaltene Originaltonbandaufnahmen aus dem Unterricht Susanne Schmidas aus den 70-er Jahren in das Stück ein.

„Für die Frau Dr. Susanne Schmida, die mich durch ihren Weg zu meinem Weg gebracht hat“ (Widmung auf einem Foto in Susanne Schmidas Nachlass).

Spielorte Österreichisches Theatermuseum, Eroica-Saal; St. Pölten

Mit der Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, in Kooperation mit dem Österreichischen Theatermuseum, Institut Dr. Schmida und der Lohelandstiftung